Samstag, 26. August 2017

15. Etappe: Taureana - Fähre - Catania

Wie geplant bin ich bereits sehr früh gestartet. So war es 6:15 als ich auf dem Rad saß und früher wäre es auch gar nicht möglich gewesen, weil Sonnenaufgang erst etwas später war und es im Schatten der Berge noch recht dunkel war. Mit der Sonnenbrille, die ich gegen den Wind immer brauche, konnte ich kaum das Navi erkennen. Da wohlmöglich nicht jedes Auto um diese Zeit bereits mit Radfahrern rechnet, kam endlich meine LED Lichter zum Einsatz. Zwischen den Olivenbäumen hing noch der Nebel der Nacht und außer ein paar Hähnen, die krähten und Hundegebell war es noch komplett still.






Das Höhenprofil hatte mich schon vorgewarnt, dass es zu Beginn nur bergauf ging. Zunächst einmal zurück zur SS 18, die ich gestern bergab, zum Hotel verlassen hatte. Und es zog sich noch ganz schön bergauf. Rd. Eine Stunde fuhr ich bei mäßiger Steigung bergauf.



Der Radler von gestern tat mir leid. Am Weg war kein Campingplatz, den er für die Übernachtung gesucht hat und er hat mir als ich abbog schon gesagt, dass er „ganz schön platt ist“. Jetzt frisch in der Früh bei 20°C ging es ja ganz gut. Am Nachmittag ohnehin schon erschöpft mit der Sonne von vorne sicher kein Spaß.

Im Sonnenaufgang unterwegs zu sein hat immer eine ganz besondere Stimmung. Auf Fotos lässt es sich schwer einfangen aber alles wirkt noch ein wenig rosa und hier an der Küste leicht dunstig.




Es dauerte nicht lang bis im Dunst mein Reiseziel auftauchte. Nun konnte ich erstmal Sizilien zumindest schon sehen. Und es war überraschend nah am Festland. Für die Überfahrt mit der Fähre hatte ich 1 Stunden eingeplant, was mir nun etwas üppig erschien, so nah lag Sizilien am Festland.



Und eigentlich erstmals auf meiner Reise waren wirklich viele Rennradfahrer unterwegs. Es war erst kurz nach 7 Uhr am Samstag und ganzen Gruppen kamen mir entgegen. Normalerweise grüße ich alle Rennradfahrer, denen ich begegne aber jetzt wurde es mir mit dem „Ciao“ schon fast zu viel. Wahrscheinlich wären woanders auch schon mehr unterwegs gewesen, ich war nur immer zu spät (oder sie zu früh).

Nachdem ich an der Nordwestküste fuhr und die Sonne bekanntermaßen im Osten aufgeht, fuhr ich ebenfalls ungewohnt im Schatten. Auch hier wieder eine sehr nette und dank Wochenende kaum befahrene Küstenstraße.




Die Fährabfahrtszeiten hatte ich schon Wochen vorher geprüft und eingeplant die Fähre um 8:40 zu nehmen. Um kurz nach 8 Uhr war die Fähre erreicht und ein Ticket um günstige 3 EUR (inkl. Fahrrad) gekauft. Da die Fähre sich offenbar zu anderen Zeiten entschieden hatte, war nicht einmal Zeit ein Foto der Fähre zu machen so rasch musste ich an Bord, um die Abfahrt nicht zu verpassen.







Tourdaten Teil 1:

Tageskilometer Teil 1: 41,8 km
Gesamtkilometer Tour: 2.196 km

Durchschnittsgeschwindigkeit: 22,2 km/h
Maximalgeschwindigkeit: 54,8 km/h

Höhenmeter aufwärts:  670 m
Höhenmeter aufwärts gesamt: 22.390 m
Höhenmeter abwärts: 750 m

Fahrzeit: 1:52 h
Fahrzeit gesamt: 92:31


Das Ziel kam nun immer näher denn es waren jetzt „nur“ noch etwas über 100 km bis ich Catania erreichen würde. Allerdings sind 100 km mit geplanten 800 Höhenmeter auch noch einmal über 4 Stunden reine Fahrzeit. Wie schon erwähnt waren bisher meine letzten Etappen immer eher kurz – heute mit 150 km gesamt aber noch einmal ein voller Tag – nur eben früher begonnen.

Da es im Hotel vor 6 kein Frühstück gab, hatte ich bis jetzt nur eine Packung Grissini (die gab es in Rom beim Abendessen und ich trage sie jetzt schon seitdem – mittlerweile recht zerbröselt – mit mir herum) und Wasser aus dem Rucksack. Aber ich wollte erst einmal heraus aus Messina mit dem vielen Verkehr und dann schauen wie ich in der Zeit liege denn um 14 Uhr wollte ich pünktlich in Catania am Flughafen sein.



Mehr Bilder sind es nicht geworden denn ähnlich wie in Neapel ist der Verkehr hier etwas konfus.

Wie schon zuvor am Festland ging es auch hier vorwiegend auf Hauptstraßen (bzw. einer – nämlich der SS 114) unterwegs. Und hier hatte ich wirklich Glück mit dem Wind – mit deutlich über 30 km konnte ich 40 Minuten lang Richtung Süden segeln.







Und hier wieder ein Foto, das ich als Erinnerung gemacht habe, mit etwas dazu anzusehen.



Schon einige Tage stehen entlang meiner Route riesige Kakteen mit „Früchten“. Und seitdem frage ich mich, ob man die Kaktusfrüchte wohl essen kann. Ich bin während der Fahrt zu dem Schluss gelangt, dass man sie nicht essen kann, weil sie sonst nicht überall neben der Straße wachsen würden, weil sie sonst vermutlich jemand geerntet hätte. Als ich diesen Text geschrieben habe, habe ich im www nachgelesen und musste feststellen, dass die Kaktusfrüchte sowohl roh, als auch als Marmelade oder anderer Verarbeitung essbar sind und gut schmecken sollen. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich sicher probiert. Nur falls sich einmal jemand die gleiche Frage stellt.

Und dann wieder ein bekanntes Bild vor einer Stadt. Stau.



Wenn man dann noch so genial wie der weiße Wagen gleich die andere Fahrbahn mit blockiert verlieren selbst die sonst stauentspannten Süditaliener die Nerven. Während ich ihm „idiotisch“ zurief, bekam er von der anderen Seite etwas mit „stupido“ zu hören.

Wie ich hinterher feststellte, handelte es sich bei dem Ort um Taormina (wir waren 3 Tage später mit einem Mietauto noch einmal hier), der bei Touristen (mEn zu Unrecht weil außer dem Blick auf den Ätna unspektakulär) sehr beliebt ist.

Dieses Bild habe ich ein paar Sekunden zu spät gemacht – die kleine Insel rechts im Bild schaut aus einem andere Winkel sehr nett aus. So gegen die Sonne sieht man leider nicht sehr viel davon.



Und hier lagen dann einerseits wieder die großen Jachten, was mir aber erst danach auffiel – im Hintergrund sah man den Ätna.



Wenn man etwas hinein zoomt, sieht man sogar Rauch aufsteigen.



Dieser Blick begleitete mich dann auch viele weitere Kilometer denn der Ätna ist – wenn es die Sicht zulässt – aufgrund der Höhe von über 3.000 Meter von überall sichtbar.

Und jetzt kamen auch wieder die Höhenmeter, die auf meinen letzten 100 km noch versteckt waren. Dass diese allerdings wieder in Kombination mit Pflastersteinen auftauchen musste, nervte mich dann schon.



Auch hier wieder interessante Orte.






Allerdings ärgerte ich mich ein wenig über die Route. Die SS 114 war toll zu fahren aber komoot versuchte wieder auf Nebenstraßen unterwegs zu sein – was eben die Ortstraßen der an der SS 114 liegenden Orte darstellten. So bog ich immer wieder von der guten Straße ab, um durch den Ort (meist auch noch weiter hinauf als nötig) zu fahren und hinter dem Ort wieder auf die SS 114 zurück zu kommen.

Vor Catania war ich wieder auf so einer Nebenstraße unterwegs aber hier gelang mit dies, was mir weder in Lissabon, noch in Paris gelungen war. Ich fuhr auf ein Ortschild meines Zielortes bei.




Es war keine besonders repräsentative Straße aber es ist trotzdem immer wieder ein toller Moment. Egal was jetzt passieren würde – ich hatte wie geplant Catania exakt um 13:06 von Paris aus mit dem Rennrad erreicht. Es hätte so vieles schief gehen könnten; Fahrrad kommt nicht in Paris an, wird unterwegs gestohlen, ich hätte Ausstattung verlieren oder in der Unterkunft vergessen können (immerhin war ich bereits in 15 unterschiedlichen Unterkünften), ich hätte einen Unfall haben oder mich verletzen können. Oder hätte auch meine Kondition nicht reichen können bei hohen Temperaturen mit schweres Rad so viele Tagen hintereinander die Berge hinauf zu fahren.

Die Temperaturen waren unterdessen wieder so, wie man es von Sizilien im Sommer erwartet.



41 Grad auf meinem Tacho entsprechen ca. 36 Grad im Schatten. Es war schon mehr aber so wenig ist es auch wieder nicht.

Bevor ich den Flughafen erreichte, musste ich noch Catania von Nord nach Süd queren.

Und dann war ich tatsächlich am vereinbarten Ziel: Flughafen Catania







Vom Flughafen ging es dann zwar noch 6 km zurück in die Stadt ins Hotel aber nun war diese Tour schon wieder vorüber. Ich denke noch zurück wie ich am 2. Tag bis nur knapp über 10 Grad durch den Nebel gefahren bin, wie ich mich vor den Etappen über die Alpen gefürchtet habe oder auf der gleichen Route wie vor 2 Jahren erstmals das Meer gesehen habe. Und jetzt war all dies schon wieder vorbei.


Tourdaten:

Und hier die Aufzeichnung von Teil 2 von heute und damit dem letzten Teil der Reise.

Tageskilometer: 113 km
Durchschnitt pro Etappe: 153,9 km
Gesamtkilometer Tour: 2.309 km

Durchschnittsgeschwindigkeit: 22,8 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit gesamt: 23,7 km/h
Maximalgeschwindigkeit: 61,5 km/h

Höhenmeter aufwärts:  880 m
Höhenmeter aufwärts gesamt: 23.270 m
Höhenmeter abwärts: 880 m

Fahrzeit: 4:57 h
Fahrzeit gesamt: 97:28
Trittfrequenz: 40 upm
Umdrehungen gesamt: 331.935




Wie schon in der Einleitung erwähnt – für trainierte Radsportler keine besondere Leistung – für mich, der im Winter überhaupt nichts macht und sich nicht speziell darauf vorbereitet hat, sind 2.309 km in 15 Tagen doch ein Wert, auf den ich ganz zufrieden zurückblicke. Trotz 2 kurzer Etappen waren es im Schnitt fast 154 km am Tag. Fast 100 Stunden bin ich in dieser Zeit auf dem Rad in Bewegung gewesen. Zeiten an Ampeln oder Pausen sind da nicht einmal enthalten. Auch bin den Höhenmeter bin ich mehr gefahren als je zuvor auf einer Reise. 23.270 Meter waren es hinauf.
Zum Spaß habe ich mir einmal die Kurbelumdrehungen ausgerechnet, die sich aus den Tagesdurchschnitten und der Fahrzeit ergeben haben. Immer hin über 330.000 mal habe ich die Kurbel mit den Beinen um 360 Grad gedreht.

Der Vollständigkeit halber noch die Fotos aus Catania. Entgegen meiner Erwartungen und dem, was ich bei der Durchfahrt gesehen habe, auch eine sehenswerte Stadt.










Und hier noch die übrigen Bilder in der Galerie.

Link Galerie

Freitag, 25. August 2017

14. Etappe: Cetraro - Taureana

Manchmal liege ich mit meinen Erwartungen an die Strecke richtig und manchmal nicht. Heute lag ich richtig mit dem, was ich angenommen habe. Deswegen kann ich zu heute auch nicht sehr viele Fotos präsentieren oder erzählen was passiert ist, weil es einfach nichts Erwähnenswertes gab. Ich fuhr wirklich den ganzen Tag auf der SS 18. Die ist wirklich toll ausgebaut, hat fast überall einen Randstreifen und ist komplett glatt.
Wie gut ich voran kam, sieht man an der Durchschnittsgeschwindigkeit. Dies lag auch daran, dass ich zu Beginn Rückenwind hatte.




Was an der SS 18 etwas bitter ist: Hier liegen alle paar Meter überfahrene Tiere herum. Nicht wie sonst hin und wieder einmal sonst wirklich sehr viele – Igel, Mäuse, Ratten, Hunde, Katze, Vögel in allen Größen,… Ich habe 30 Minuten lang einmal gezählt was alles auf dem Seitenstreifen liegt, auf dem ich gefahren bin. Es waren 25 Verkehrsopfer. Jetzt kann man sich ausrechnen wie viele ungefähr auf die 6,5 Stunden verteilt dort gelegen sind.

Nach nicht ganz 4 Stunden war ich um kurz vor 13 Uhr schon über 100 km gefahren. Ein guter Zeitpunkt für eine Mittagspause, da danach noch ein Anstieg auf fast 600 m folgte.
Von oben ein schöner Blick in Richtung Tropea. Tropea war einmal der Ideengeber für eine Reise, die wir vor 7 Jahren mit dem Auto quer durch Italien gemacht haben. Bis Tropea sind wir zwar nicht gekommen, deswegen war es aber trotzdem interessant für mich jetzt auf diese Art einmal hier gewesen zu sein.



Insgesamt verliert alles hier jetzt ein wenig an Glanz. Ich habe doch das Gefühl, dass die Gegend eher ärmlich ist. Man merkt es vor allem wenn man durch die Orte fährt. Alles nur halb fertig gebaut, keine Gehsteige, Geschäfte nur für den täglichen Bedarf, kein Tourismus mehr.



Ich übernachte heute in einem Hotel an der Küste – dort ist es wieder etwas touristischer aber nicht vergleichbar mit den Orten, in denen ich bisher war. Es sind eher einzelne Hotel, die man an der Küste verteilt hat. Auch nicht besonders modern aber für die eine Nacht ok.

Bevor ich von der SS 18 in Richtung Hotel abbog aber noch das eigentliche Highlight des Tages. Ich sah am letzten Anstieg ein Stück entfernt vor mir einen Radler, bei dem ich glaubte, dass ich ihn schon einmal gesehen habe. Also etwas Gas gegeben und aufgeholt und tatsächlich. Es war nicht der mit den weißen Taschen aber ein anderer Tourenradler mit Packtaschen, den ich kurz hinter Rom überholt hatte. Er war mir aufgefallen weil seine roten Packtaschen einen Schriftzug auf Deutsch von einem Radgeschäft in Süddeutschland trugen (habe jetzt leider vergessen welchen). Damals bei Rom habe ich nur kurz „Hallo“ gerufen beim Vorbeifahren, heute habe ich mich dann kurz mit ihm unterhalten. Er ist in München gestartet und hat ebenfalls Sizilien als Ziel. Er war etwas verwundert, als ich sagte, dass ich in Paris gestartet bin. Als ich ihn damals überholt habe, ging er davon aus ich sei aus der Gegend, weil ich so wenig Gepäck dabeihabe. Im Gegensatz zu mir zeltet er meist auf Zeltplätzen – da braucht man natürlich mehr Gepäck. Immer wieder faszinierend wie klein die Welt doch ist. Schließlich gibt es doch mehrere Straßen hier her.



Hier alle übrigen Bilder



Tourdaten:

Und hier die Aufzeichnung des heutigen Tages


Tageskilometer: 170 km
Gesamtkilometer Tour: 2.154 km

Durchschnittsgeschwindigkeit: 26,5 km/h (höchste Durchschnittsgeschwindigkeit bisher)
Maximalgeschwindigkeit: 60,7 km/h

Höhenmeter aufwärts:  1.510 m
Höhenmeter aufwärts gesamt: 21.720 m
Höhenmeter abwärts: 1.450 m
Maximale Höhe: 560 m

Fahrzeit: 6:26 h
Fahrzeit gesamt: 90:39

Ausblick auf morgen:

Morgen folgt die letzte Etappe für dieses Jahr. Genau genommen sind es sogar 2 Etappen, weil komoot die Fähre nicht planen kann und daher keine Route anbieten würde. Nach rd. 40 km (mit noch einmal ordentlich Höhenmetern zu Beginn, werde ich die Fähre erreichen und mit dieser nach Messina fahren. Von dort nach Catania (Flughafen) werden es noch einmal 106 km mit rd. 800 Höhenmetern sein. Im Gegensatz zu den Vorjahren, bei denen die letzten Etappen eher zum Ausrollen waren, also noch einmal ein voller Tag. Da ich aber vorhabe bereits gegen 14:30 in Catania zu sein, werde ich entsprechend früh starten. Nachdem des Frühstück in den meisten Hotels ohnehin keine besondere Offenbarung ist, versäume ich wahrscheinlich nicht viel.

Hier wieder die Tour(en) von morgen in der Übersicht.