Wie geplant bin ich bereits sehr früh
gestartet. So war es 6:15 als ich auf dem Rad saß und früher wäre es auch gar
nicht möglich gewesen, weil Sonnenaufgang erst etwas später war und es im
Schatten der Berge noch recht dunkel war. Mit der Sonnenbrille, die ich gegen
den Wind immer brauche, konnte ich kaum das Navi erkennen. Da wohlmöglich nicht
jedes Auto um diese Zeit bereits mit Radfahrern rechnet, kam endlich meine LED
Lichter zum Einsatz. Zwischen den Olivenbäumen hing noch der Nebel der Nacht
und außer ein paar Hähnen, die krähten und Hundegebell war es noch komplett
still.
Das Höhenprofil hatte mich schon vorgewarnt,
dass es zu Beginn nur bergauf ging. Zunächst einmal zurück zur SS 18, die ich
gestern bergab, zum Hotel verlassen hatte. Und es zog sich noch ganz schön
bergauf. Rd. Eine Stunde fuhr ich bei mäßiger Steigung bergauf.
Der Radler von gestern tat mir leid. Am Weg war
kein Campingplatz, den er für die Übernachtung gesucht hat und er hat mir als
ich abbog schon gesagt, dass er „ganz schön platt ist“. Jetzt frisch in der
Früh bei 20°C ging es ja ganz gut. Am Nachmittag ohnehin schon erschöpft mit
der Sonne von vorne sicher kein Spaß.
Im Sonnenaufgang unterwegs zu sein hat immer
eine ganz besondere Stimmung. Auf Fotos lässt es sich schwer einfangen aber
alles wirkt noch ein wenig rosa und hier an der Küste leicht dunstig.
Es dauerte nicht lang bis im Dunst mein
Reiseziel auftauchte. Nun konnte ich erstmal Sizilien zumindest schon sehen.
Und es war überraschend nah am Festland. Für die Überfahrt mit der Fähre hatte
ich 1 Stunden eingeplant, was mir nun etwas üppig erschien, so nah lag Sizilien
am Festland.
Und eigentlich erstmals auf meiner Reise waren
wirklich viele Rennradfahrer unterwegs. Es war erst kurz nach 7 Uhr am Samstag
und ganzen Gruppen kamen mir entgegen. Normalerweise grüße ich alle Rennradfahrer,
denen ich begegne aber jetzt wurde es mir mit dem „Ciao“ schon fast zu viel.
Wahrscheinlich wären woanders auch schon mehr unterwegs gewesen, ich war nur
immer zu spät (oder sie zu früh).
Nachdem ich an der Nordwestküste fuhr und die
Sonne bekanntermaßen im Osten aufgeht, fuhr ich ebenfalls ungewohnt im
Schatten. Auch hier wieder eine sehr nette und dank Wochenende kaum befahrene
Küstenstraße.
Die Fährabfahrtszeiten hatte ich schon Wochen
vorher geprüft und eingeplant die Fähre um 8:40 zu nehmen. Um kurz nach 8 Uhr
war die Fähre erreicht und ein Ticket um günstige 3 EUR (inkl. Fahrrad)
gekauft. Da die Fähre sich offenbar zu anderen Zeiten entschieden hatte, war
nicht einmal Zeit ein Foto der Fähre zu machen so rasch musste ich an Bord, um
die Abfahrt nicht zu verpassen.
Tourdaten Teil 1:
Tageskilometer Teil 1: 41,8 km
Gesamtkilometer Tour: 2.196 km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 22,2 km/h
Maximalgeschwindigkeit: 54,8 km/h
Höhenmeter aufwärts: 670 m
Höhenmeter aufwärts gesamt: 22.390 m
Höhenmeter abwärts: 750 m
Fahrzeit: 1:52 h
Fahrzeit gesamt: 92:31
Das Ziel kam nun immer näher denn es waren
jetzt „nur“ noch etwas über 100 km bis ich Catania erreichen würde. Allerdings
sind 100 km mit geplanten 800 Höhenmeter auch noch einmal über 4 Stunden reine
Fahrzeit. Wie schon erwähnt waren bisher meine letzten Etappen immer eher kurz –
heute mit 150 km gesamt aber noch einmal ein voller Tag – nur eben früher
begonnen.
Da es im Hotel vor 6 kein Frühstück gab, hatte
ich bis jetzt nur eine Packung Grissini (die gab es in Rom beim Abendessen und
ich trage sie jetzt schon seitdem – mittlerweile recht zerbröselt – mit mir
herum) und Wasser aus dem Rucksack. Aber ich wollte erst einmal heraus aus
Messina mit dem vielen Verkehr und dann schauen wie ich in der Zeit liege denn
um 14 Uhr wollte ich pünktlich in Catania am Flughafen sein.
Mehr Bilder sind es nicht geworden denn ähnlich
wie in Neapel ist der Verkehr hier etwas konfus.
Wie schon zuvor am Festland ging es auch hier
vorwiegend auf Hauptstraßen (bzw. einer – nämlich der SS 114) unterwegs. Und
hier hatte ich wirklich Glück mit dem Wind – mit deutlich über 30 km konnte ich
40 Minuten lang Richtung Süden segeln.
Und hier wieder ein Foto, das ich als
Erinnerung gemacht habe, mit etwas dazu anzusehen.
Schon einige Tage stehen entlang meiner Route
riesige Kakteen mit „Früchten“. Und seitdem frage ich mich, ob man die
Kaktusfrüchte wohl essen kann. Ich bin während der Fahrt zu dem Schluss
gelangt, dass man sie nicht essen kann, weil sie sonst nicht überall neben der
Straße wachsen würden, weil sie sonst vermutlich jemand geerntet hätte. Als ich
diesen Text geschrieben habe, habe ich im www nachgelesen und musste
feststellen, dass die Kaktusfrüchte sowohl roh, als auch als Marmelade oder anderer
Verarbeitung essbar sind und gut schmecken sollen. Hätte ich das vorher
gewusst, hätte ich sicher probiert. Nur falls sich einmal jemand die gleiche
Frage stellt.
Und dann wieder ein bekanntes Bild vor einer
Stadt. Stau.
Wenn man dann noch so genial wie der weiße
Wagen gleich die andere Fahrbahn mit blockiert verlieren selbst die sonst stauentspannten
Süditaliener die Nerven. Während ich ihm „idiotisch“ zurief, bekam er von der
anderen Seite etwas mit „stupido“ zu hören.
Wie ich hinterher feststellte, handelte es sich
bei dem Ort um Taormina (wir waren 3 Tage später mit einem Mietauto noch einmal
hier), der bei Touristen (mEn zu Unrecht weil außer dem Blick auf den Ätna
unspektakulär) sehr beliebt ist.
Dieses Bild habe ich ein paar Sekunden zu spät
gemacht – die kleine Insel rechts im Bild schaut aus einem andere Winkel sehr
nett aus. So gegen die Sonne sieht man leider nicht sehr viel davon.
Und hier lagen dann einerseits wieder die
großen Jachten, was mir aber erst danach auffiel – im Hintergrund sah man den
Ätna.
Wenn man etwas hinein zoomt, sieht man sogar
Rauch aufsteigen.
Dieser Blick begleitete mich dann auch viele
weitere Kilometer denn der Ätna ist – wenn es die Sicht zulässt – aufgrund der
Höhe von über 3.000 Meter von überall sichtbar.
Und jetzt kamen auch wieder die Höhenmeter, die
auf meinen letzten 100 km noch versteckt waren. Dass diese allerdings wieder in
Kombination mit Pflastersteinen auftauchen musste, nervte mich dann schon.
Auch hier wieder interessante Orte.
Allerdings ärgerte ich mich ein wenig über die
Route. Die SS 114 war toll zu fahren aber komoot versuchte wieder auf
Nebenstraßen unterwegs zu sein – was eben die Ortstraßen der an der SS 114
liegenden Orte darstellten. So bog ich immer wieder von der guten Straße ab, um
durch den Ort (meist auch noch weiter hinauf als nötig) zu fahren und hinter
dem Ort wieder auf die SS 114 zurück zu kommen.
Vor Catania war ich wieder auf so einer Nebenstraße
unterwegs aber hier gelang mit dies, was mir weder in Lissabon, noch in Paris
gelungen war. Ich fuhr auf ein Ortschild meines Zielortes bei.
Es war keine besonders repräsentative Straße
aber es ist trotzdem immer wieder ein toller Moment. Egal was jetzt passieren
würde – ich hatte wie geplant Catania exakt um 13:06 von Paris aus mit dem
Rennrad erreicht. Es hätte so vieles schief gehen könnten; Fahrrad kommt nicht
in Paris an, wird unterwegs gestohlen, ich hätte Ausstattung verlieren oder in
der Unterkunft vergessen können (immerhin war ich bereits in 15 unterschiedlichen
Unterkünften), ich hätte einen Unfall haben oder mich verletzen können. Oder
hätte auch meine Kondition nicht reichen können bei hohen Temperaturen mit
schweres Rad so viele Tagen hintereinander die Berge hinauf zu fahren.
Die Temperaturen waren unterdessen wieder so,
wie man es von Sizilien im Sommer erwartet.
41 Grad auf meinem Tacho entsprechen ca. 36
Grad im Schatten. Es war schon mehr aber so wenig ist es auch wieder nicht.
Bevor ich den Flughafen erreichte, musste ich
noch Catania von Nord nach Süd queren.
Und dann war ich tatsächlich am vereinbarten
Ziel: Flughafen Catania
Vom Flughafen ging es dann zwar noch 6 km
zurück in die Stadt ins Hotel aber nun war diese Tour schon wieder vorüber. Ich
denke noch zurück wie ich am 2. Tag bis nur knapp über 10 Grad durch den Nebel
gefahren bin, wie ich mich vor den Etappen über die Alpen gefürchtet habe oder
auf der gleichen Route wie vor 2 Jahren erstmals das Meer gesehen habe. Und
jetzt war all dies schon wieder vorbei.
Tourdaten:
Und hier die Aufzeichnung von Teil 2 von heute
und damit dem letzten Teil der Reise.
Tageskilometer: 113 km
Durchschnitt
pro Etappe: 153,9 km
Gesamtkilometer
Tour: 2.309 km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 22,8 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit gesamt: 23,7 km/h
Maximalgeschwindigkeit: 61,5 km/h
Höhenmeter aufwärts: 880 m
Höhenmeter
aufwärts gesamt: 23.270 m
Höhenmeter abwärts: 880 m
Fahrzeit: 4:57 h
Fahrzeit
gesamt: 97:28
Trittfrequenz: 40 upm
Umdrehungen
gesamt: 331.935
Wie schon in der Einleitung erwähnt – für trainierte
Radsportler keine besondere Leistung – für mich, der im Winter überhaupt nichts
macht und sich nicht speziell darauf vorbereitet hat, sind 2.309 km in 15 Tagen
doch ein Wert, auf den ich ganz zufrieden zurückblicke. Trotz 2 kurzer Etappen
waren es im Schnitt fast 154 km am Tag. Fast 100 Stunden bin ich in dieser Zeit
auf dem Rad in Bewegung gewesen. Zeiten an Ampeln oder Pausen sind da nicht einmal
enthalten. Auch bin den Höhenmeter bin ich mehr gefahren als je zuvor auf einer
Reise. 23.270 Meter waren es hinauf.
Zum Spaß habe ich mir einmal die
Kurbelumdrehungen ausgerechnet, die sich aus den Tagesdurchschnitten und der Fahrzeit
ergeben haben. Immer hin über 330.000 mal habe ich die Kurbel mit den Beinen um
360 Grad gedreht.
Der Vollständigkeit halber noch die Fotos aus
Catania. Entgegen meiner Erwartungen und dem, was ich bei der Durchfahrt
gesehen habe, auch eine sehenswerte Stadt.